Alle Daumen hoch für diese vorbildliche Umweltinitiative am Strand von Cofete.
Cofete ist für viele Fuerteventura-Fans das Nonplusultra unter den Sehenswürdigkeiten der Inseln. Wer nicht am Strand von Cofete war und nicht die berüchtigte Villa Winter gesehen hat, der war nie wirklich auf Fuerteventura – so sagt man. Für mich wurde es jedoch Zeit, diesen Ort einmal mit anderen Augen zu sehen.
„Wie oft war ich schon an diesem Strand mit Freunden und Bekannten und wie oberflächlich habe ich doch bislang meinen Blick auf dieses wunderbare, immer noch sehr einsame Fleckchen Erde gerichtet.“ Dieser Gedanke geht mir permanent durch den Kopf, während ich mit einem Müllbeutel und einem kleinen „Müll-Fisch-Netzchen“ ausgestattet über den Strand von Cofete laufe und nach Plastikmüll, Kordeln und sonstigem Unrat Ausschau halte. Und beim Anblick der Unmengen von Mikroplastik-Teilchen auf nur einem Quadratmeter Sand habe ich doch schnell das Gefühl, daß mein Einsatz an diesem Tag gerade mal so wenig oder so viel bedeutet, wie ein einzelner Tropfen im großen Atlantik. Traurig – aber wahr?
Kleinste grüne, rote, blaue und gelbe Plastikteilchen liegen da hundertfach im Sand herum und würde ich mich jetzt hinknien und alle die Teilchen, die ich dort sehe, mit meinen Fingerspitzen aufsammeln, dann würde ich alleine nur dafür mindestens eine Stunde auf diesem Quadratmeter zu tun haben. „Nein, das macht keinen Sinn“, denke ich und so richte sich mein Blick doch etwas mehr in die Weite, und ich beschließe meine aufkommende Sammelwut lieber dem größeren Unrat zu widmen.
„Wozu das Ganze? Was bringt das schon?“ Ich gebe zu, ich spielte mit dem Gedanken mich resigniert wieder ins Auto zu setzen und einfach nach Hause zu fahren. Der Müll im Meer wird doch von Jahr zu Jahr mehr, die Supermärkte verteilen immer noch ihre Plastiktüten kostenlos, die Politiker reden nur und machen kaum etwas und sind es nicht gerade auch die vielen Einheimischen, die ihre eigene Insel hier ordentlich verdrecken und zumüllen? Oder es zulassen, daß die vielen Touristen rund um die All inclusive Burgen die Dünen, Klippen und Strände mit ihren Kippen, Plastikverpackungen von Süssigkeiten, Pappbechern, weggeschmissenen Windeln und vielem mehr die Insel versauen?
Es wäre verlogen, würde ich nicht zugeben, daß mir das alles durch den Kopf geht. Vor allem auch das politische Versagen auf Fuerteventura, wenn es um aktiven Umweltschutz geht. Erst kürzlich bin ich z.B. wieder einmal die Strecke von Morro Jable nach Costa Calma abgelaufen und ich konnte dort nur traurig und wütend die riesigen Mengen von Unrat rund um die häßlichen Beton-Ruinen bestaunen. Eine Riesensauerei, ja eigentlich ein echter Umweltskandal, der dort schon seit Jahren herrscht. Baureste in Unmengen, alte Kühlschränke, Dosen, Plastikeimer und vieles mehr, liegt da herum, direkt hinter den Traum-Stränden mit denen die Tourimus-Industrie auch kürzlich wieder auf der ITB geworben hat.
Etwas angesäuert packe ich eine Zahnbürste und zwei größere Kabelreste in meinen Müllbeutel. Zwischendurch schaue ich mich dann aber immer wieder einmal um, sehe die vielen freiwilligen Helfer und freue mich dann doch darüber, daß es so viele Gleichgesinnte gibt, denen die Umwelt zum Glück noch nicht völlig egal ist und die sich an einem Sonntag-Vormittag zu dieser tollen Umweltaktion am Strand von Cofete eingefunden haben. Ja doch, das macht Mut. Trotz allem…
Initiiert wurde die Aktion „Limpia Cofete“ von Sönke Schallmey. Auf der facebook Seite kann man lesen, daß er bei einem Besuch in Cofete Unmengen von Plastikmüll vorfand und sofort der Ansicht war, nicht nur den Kopf zu schütteln, sondern auch etwas zu tun. Respekt! Wer macht schon sowas? Ich zum Beispiel nicht!
Und so startete er 2014 die erste Aktion, die sich seitdem über eine ständig wachsende Anhängerschaft freuen kann. Auch ich bin nun angefixt und bin trotz meinem Ärger über das Versagen lokaler Politiker garantiert auch bei der nächsten Aktion wieder dabei, sofern ich mich dann auf Fuerteventura aufhalte. Bis dahin mache ich auf jeden Fall schon mal ganz viel Werbung für diese Umweltaktion und dieser Beitrag hier ist schon mal ein guter Anfang.
Nach gut 2 Stunden war mein Müllbeutel dann ausreichend gefüllt mit allen möglichen Plastik- und Gummiteilen, Dosen oder Seilresten und an der Müllsammelstelle angekommen, bot sich mir ein erschreckendes Bild. „Ach, das hier ist ja noch gar nichts gegen all das, was die ganzen Jahre zuvor schon alles am Strand weggeräumt wurde“, sagte mir einer Teilnehmer und ich wollte es kaum glauben. „Die Säcke haben sich auch schon mal meterhoch gestapelt und auch große verrostete Tonnen und Kanister waren dabei „.
Ok – es gibt viel zu tun. Packen wir es an, denke ich trotzig und denke auch an die zigtausend megawinzigen Plastikteilchen, an denen ich heute vorbeigehen musste.